Erfahrungsbericht von Katrin Kressing aus Göttingen, die vom 25.-27.02.14 einen Privatlehrgang mit Lehrpferden gebucht hatte:
"Vom 25.02.14 bis 27.02.14 kam ich in den Genuss, einen dreitägigen Privat-Lehrgang bei Amena Rauf- Vater auf dem Nuddelhof in Fintel machen zu
dürfen.
Zugegebener Maßen musste ich mir dies vorher sehr gut überlegen, da der Lehrgang im Verhältnis zu den sonstigen angebotenen Reitvereins-Lehrgängen teuer erscheint. Wohl gemerkt 'erscheint', denn
was ich in den drei Tagen an Denkanstößen bekommen, gelernt, gefühlt, gehört und gesehen habe, reicht für mindestens zwei der „normalen“ Lehrgänge.
In einem Erstgespräch wurde festgestellt, auf welchem theoretischen und praktischen Stand man sich befindet. Was man sich von dem Lehrgang erhofft. Was man erarbeiten möchte. Und ob dieses
überhaupt umsetzbar ist.
Während des gesamten Lehrgangs konnte auch zwischen den Lehreinheiten nachgefragt und nachgehakt werden. Oder es wurde nachgefragt, ob sich zwischenzeitlich Fragen ergeben haben.
Vormittags war Boden- und Handarbeit mit verschiedenen Lehrpferden unterschiedlicher Ausbildungsstufen der Boden-/ Handarbeit angesetzt:
Hierbei wurde die Ausführung der Bodenarbeit zunächst erklärt und dann praktisch erprobt. Fehler wurden korrigiert und Fragen zu dem 'warum, wieso, weshalb' der Technik erörtert. Neben der
Theorie der Technik der Bodenarbeit wurde der Nutzen der Bodenarbeit für die Ausbildung des Pferdes dargelegt und diskutiert unter anderem: Anatomie des Pferdes, Muskelaufbau, Koordination,
Gleichgewicht, Nutzen für das Reiten. Darüber hinaus wurde der Nutzen für den Reiter aufgezeigt, indem das Feingefühl für Körperhaltung und -spannung sowie Gestik geschult wurde.
Das Ganze wurde per Video aufgenommen, um durch eine spätere Sichtung das Erlernte zu besprechen, zu vertiefen und offene Fragen zu klären.
Nachmittags stand im Zeichen des Reitens. Hier wurde mir ein sehr gut ausgebildetes Lehrpferd zur Verfügung gestellt, welches mir alle drei Tage als zweiter Lehrmeister zur Seite stand.
Der Reitunterricht baute auf der Bodenarbeit auf. Bewegungsabläufe, die auf dem Boden mit dem Pferd geübt wurden, wurden nun unter dem Reiter umgesetzt. Aufgrund des hohen Ausbildungsstandes des
Pferdes wurden schon kleine Änderungen der eigenen Körperhaltung im Bewegungsablauf des Pferdes sichtbar. Aufgrund dessen wurde viel wert auf eine korrekte Körperhaltung gelegt. Auch hier wurde
das 'warum, wieso, weshalb' in Theorie und Praxis erläutert und diskutiert.
Auch dieses wurde videografiert, um im Späteren erneut besprochen werden zu können.
Zuletzt nun noch meine persönlichen Eindrücke:
Obwohl ich schon zuvor vieles zur Anatomie des Pferdes und der möglichen Reitweisen gelesen hatte, wurde mir in dem Lehrgang einiges plastisch vor Augen geführt. Einige Dinge haben sich erst
durch den Lehrgang in meinem Kopf gesetzt, Zusammenhänge konnte ich verknüpfen und frei betrachten, ohne durch Reitmeister xy in diese oder jene Denkweise geschoben zu werden.
Ich habe begonnen zu verstehen, warum es einem Pferd nicht möglich ist, sich so oder so zu bewegen oder in vielen Fällen sich noch nicht so bewegen zu können. Sei es nun aus Gründen der Anatomie,
des Ausbildungsstandes, der missverständlichen Hilfengebung oder einer Vielzahl anderer möglicher Gründe.
Ich habe verstanden, dass man sich erst Gedanken darüber machen muss, warum die Aufgabe gerade in diesem Moment nicht funktioniert. Und zwar indem man die möglichen Fehlerquellen aussortiert.
Hierbei sollte man zunächst beginnen, bei sich selbst zu suchen.
Der Anspruch des Lehrganges ist hoch.
Man wird unter positiven Lehrdruck gesetzt. Es wird einem vermittelt, dass es hier nicht darum geht, den Leuten ein Programm zu bieten und die Inhalte herunter zubeten. Vielmehr geht es darum,
dass Gefühlte, Gesehene und Gehörte zu verstehen, zu verinnerlichen und umsetzen zu können. Auch wenn dies bedeutet, erst einmal wieder 30 Schritte rückwärts gehen zu müssen, um auf einem
gesunden Grundstock mit mehr Freude und Genuss an der Arbeit mit dem Pferd aufbauen zu können.
Ich habe dies jetzt schon beherzigt.
Im Moment fühlt es sich zwar noch nach, vor allem geistiger, Schwerarbeit an, aber umso mehr freue ich mich auch schon über kleine Erfolge.
Und..........
............ aller Neuanfang ist schwer ;)."
...und diese email folgte am 04.03.2014 nach den ersten selbständigen Versuchen der Übertragung auf Katrins eigenes Pferd, welches zuhause geblieben war, da Katrin zunächst von vierbeinigen Könnern ihres Fachs lernen wollte und skeptisch war, ob ihr Pferd das Neue verstehen und umsetzen würde :
"Habe Rückwärtsrichten beim Reiten geübt. Lief super :) Langsam Schritt für Schritt mit Kopf
unten und kauen :)
Und Füße heben auf Schnalzen, hab ich auch geübt, funktioniert auch. Ist sogar ein wenig übereifrig und hebt mal alle Beine nacheinander hoch, bis er das Richtige dann erwischt ;) Seitengänge
macht er auch (...) "